Mac mini als HTPC im Wohnzimmer

Durch sein schickes Design und die entsprechende Rechenleistung, eignet sich der Mac mini hervorragend als HTPC. HTPC steht für Home Theater Personal Computer und beschreibt einen Computer, der die klassischen Hi-Fi-Geräte im Wohnzimmer ersetzen soll. Zu den typischen Einsatzgebieten zählt das Abspielen von Videos, Musik, digitalem Fernsehen oder Videospielen. Aber auch normales Surfen ist mit der richtigen Software kein Problem.

Dabei ist man durch die mächtige Hardware und Mediacenter-Programme wie Plex oder XBMC auch sehr flexibel. OS X selbst eignet sich eher weniger als HTPC Betriebssystem, da die Steuerung von der Couch aus zu aufwendig ist.

Hardware

Die Hardwareanforderungen für einen HTPC hängen in erster Linie vom Einsatzgebiet ab. Grundsätzlich gilt jedoch, das man bereits mit relativ schwacher Hardware ein gutes Mediencenter realisieren kann. Eine Version von XBMC läuft beispielsweise sogar auf dem Raspberry Pi, der lediglich 512 MB Arbeitsspeicher und einen 700 MHz Prozessor zu bieten hat. Selbst mit dem Einsteigermodell des Mac mini ist man also Hardwareseitig bereits auf der sicheren Seite. Wer mehr Leistung oder Platz braucht, sollte überlegen den Mac mini aufzurüsten. Der Mac mini fügt sich optisch sehr gut in das typische Wohnzimmer ein und stört auch nicht mit ständigen Lüftergeräuschen oder hellen LEDs. Bei der Aufstellung ist man hier auch flexibel, da der Mac mini sogar hochkant seine Arbeit verrichtet. Sie sollten jedoch darauf achten, dass der kleine Infrarot-Empfänger an der Vorderseite noch sichtbar ist. Denn Mediacenter-Software wird typischerweise nicht mit Tastatur und Maus gesteuert, sondern mit Fernbedienung. Apple selbst bietet hier die Apple Remote an, die es schon für 19€ im Applestore gibt. Wer über große Medienbibliotheken verfügt, sollte auch an die Anschaffung einer Bluetooth-Tastatur denken, da die Suche nach dem gewünschten Titel sonst schonmal etwas dauern kann. Allerdings gibt es mittlerweile auch viele Apps für iPhone und iPad mit denen sich die Mediacenter-Software steuern lässt.

Aufgrund des fehlenden optischen Laufwerks beim Mac mini, werden die meisten Inhalte über Festplatte wiedergegeben. Da die Festplattenkapazität des Mac mini aber auch in der großen Variante nicht jedem reicht, kann man natürlich auch externe Festplatten oder ein NAS verwenden, um die Daten an den Mac zu senden.

Für Leute die bereits eine große DVD-Sammlung daheim haben und diese auch weiter nutzen wollen, ist natürlich auch das Apple SuperDrive USB-Laufwerk eine Option. Wer schon auf den HD-Zug aufgesprungen ist und bereits eine gute Blu-Ray Sammlung aufgebaut hat, sollte über die Anschaffung eines miniStack von Newertech nachdenken. Dieses kleine Gerät bietet dieselben Abmessungen wie ein Mac mini, lässt sich also ganz einfach stapeln und bietet neben neuem Festplattenplatz und einem SD-Kartenleser auch einen Blu-Ray-Brenner.

Software

Ist die Hardware für den HTPC bestimmt, folgt die Auswahl der Software. Dabei kann man entweder gleich zu ganzen Betriebssystemen greifen, oder aber nur Media Center Anwendungen installieren. Bei den Betriebssystemen eignen sich zum einen die neueren Windows Versionen, da diese meist eine Version des Windows Media Center enthalten. Zum anderen gibt es auch jede Menge spezieller Linux-Distributionen, die für den Einsatz in HTPCs geeignet sind, wie Mythbuntu oder GeeXboX. Wer aber lieber das vorinstallierte OS X auf dem Mac mini behält, kann zu Plattformunabhängiger Software wie XBMC oder Plex greifen oder aber die OS X spezifischen Programme MediaCentral oder nessViewer nutzen.

Da das Softwareangebot also sehr umfangreich ist, möchten wir uns hier auf die Vorstellung von XBMC und Plex beschränken.

XBMC

Die Abkürzung XBMC steht für Xbox Media Center. Entstanden ist die Software bereits im Jahre 2002 als zwei Programmierer unabhängig voneinander ein Medienabspielprogramm für die Microsoft Xbox schrieben. Beide Programme wurden schnell bekannt, so dass die Programmierer schließlich ihre Quelltexte austauschten und zu einem Programm verschmelzten. Im Laufe der Zeit wurde das Entwicklerteam immer größer und die Software stets anhand aktueller Entwicklungen aktualisiert. Heute ist XBMC eine eigenständige Oberfläche an der mehr als 450 Programmierer gearbeitet haben.

Doch was kann XBMC? Nach dem ersten Start präsentiert sich das Programm in einer schicken reduzierten Menü-Oberfläche mit den Schaltflächen Wetter, Fotos, Videos, Musik, Programme und Einstellungen.

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Zunächst erscheint das Menü in englischer Sprache, was sich aber bei einem Blick in die Einstellungen schnell ändern lässt.

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Hier findet man auch allerlei anderer Einstellungen mit denen man XBMC nach seinen individuellen Wünschen gestalten kann. So ist es beispielsweise möglich XBMC mit dem eigenen Last.fm Konto zu verbinden oder aber einen Zugriff über das Internet einzurichten, so dass der HTPC auch über mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets (iOS, Android) gesteuert werden kann.

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Nach der Grundkonfiguration geht es dann an den Import der eigenen Film- und/oder Musikdatenbanken. Damit man hier nicht jeden Titel von Hand eingeben muss, verfügt XBMC über sogenannte Scraper, die den gewünschten Ordner durchsuchen und die Dateien mit Film- oder Musikdatenbanken im Internet vergleichen.

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Die Erkennung von Filmen verläuft dabei zum größten Teil reibungslos. Nur vereinzelt werden Filme nicht erkannt oder falsch zugeordnet, was sich aber schnell per Hand beheben lässt. XBMC erstellt schließlich eine Liste der Titel mit DVD-Cover und zeigt bei Bedarf auch IMDb-Bewertung oder Auflösung an.

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Man kann sich auch nur die Filmcover oder Poster anzeigen lassen – ganz nach dem eigenen Geschmack.

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Hat man sich für einen Film entschieden, reicht ein einfacher Klick und es geht los.

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Hier zeigt XBMC seine Stärke als Player, denn in den Einstellungen findet man jede Menge Optionen, die so von kaum einem anderen Player erlaubt werden. Dabei sind die Menüs sehr simpel gehalten, so dass diese auch mit der Fernbedienung gesteuert werden können.

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Doch neben der eigenen Filmbibliothek bietet XBMC auch ganz andere Möglichkeiten. Jede Menge Add-ons erlauben es beispielsweise auf die großen Mediatheken von ARD und ZDF zuzugreifen, oder aber andere Mediendienste wie YouTube, Vimeo oder Twitch zu nutzen.

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Ebenso lassen sich jede Menge Podcasts abrufen, die auch ganz bequem nach Thema sortiert werden können.

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Wie man bereits sieht, ist die größte Stärke von XBMC die starke Anpassungsfähigkeit. Doch neben dem Inhalt lässt sich auch gleich die ganze Benutzeroberfläche verändern. Über Skins ist es möglich praktisch jedes Detail der Darstellung zu personalisieren. Hier gibt es natürlich schon etliche fertige Skins zum herunterladen, aber mit ein wenig Einarbeitungszeit und Hilfe durch das Wiki ist es auch möglich seine eigenen Skins zu erstellen.

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Für den reibungslosen Ablauf gibt es auch jede Menge Zusatzprogramme, die beispielsweise die Mediathek automatisch nach neuen Titeln durchsuchen oder Kindersicherungen aktivieren. Alles in allem ist XBMC also ein sehr umfangreiches Programm, das alle Arten von Medien verwalten kann. Dabei gibt es auch selten Format-Probleme: In unserem Test liesen sich alle getesteten Filme und Musikstücke ohne Probleme abspielen, auch wenn diese in ausgefalleneren Dateiformaten vorlagen.

 

Plex

Plex entstand ursprünglich als Projekt einiger Entwickler, die XBMC speziell für Mac OS und iOS weiterentwickeln wollten. Mittlerweile steht jedoch die Plex, Inc. hinter dem Projekt und die Software hat sich stark verändert. Das Programm besteht aus zwei Hauptkomponenten: Plex Home Theater und Plex Media Server. Ersteres ist das Front-End mit dem man die gewünschten Medien abspielt, also das Pendant zur XBMC-Oberfläche. Damit in Home Theater aber auch etwas angezeigt wird, müssen die verfügbaren Medien zunächst mit Plex Media Server organisiert werden. An dieser Stelle sei auch das Tutorial von Bastian erwähnt, der euch erklärt wie ihr Plex auf dem Apple TV 3 installieren könnt.

Plex Media Server

Beim ersten Start der Media Server Software, öffnet sich ein Browserfenster, in dem man zunächst die EULA bestätigen muss. Anschließend kommt man in die allgemeine Übersicht mit Bibliothek, Kanälen, Ankündigungen und Login zu myPlex.

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MyPlex ist der Name der Online-Plattform von Plex. Bei der Installation ist es zwingend notwendig einen Account zu erstellen. Plex bietet auch eine Art Premium-Service an: Gegen eine Gebühr von monatlich 3,99$ erhält man Cloud Unterstützung (Dropbox, Drive, etc.), die Android App umsonst, Zugang zu Beta-Versionen und bessere Unterstützung für mehrere Nutzer.

Nach dem Login kann man nach Belieben Dateien zu seiner Bibliothek hinzufügen. Plex fragt dabei zunächst, um welche Art von Medien es sich handelt.

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Anschließend muss der Ordner noch benannt und ausgewählt werden.

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Leider ist die Medienerkennung bei Plex deutlich langwieriger als bei XBMC, was sich gerade bei großen Bibliotheken leicht aufsummieren kann. Außerdem war im Test die Fehlerquote etwas höher als bei XBMC, aber immer noch im Rahmen.

Neben traditionellen Medien bietet Plex auch die Möglichkeit Internet-Kanäle einzurichten. Hier gibt es zwar nicht ganz so viele Kanäle wie in XBMC, doch trotzdem genug um das Feature rechtzufertigen.

Plex Home  Theater

Beim ersten Start fragt Home Theater zunächst nach dem bevorzugten Audioausgang, bevor es dann weiter zum myPlex Login geht.

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Danach geht es gleich ins Hauptmenü, das die üblichen Reiter für Einstellungen, Medien und so weiter enthält. Auch hier wagen wir zunächst einen Blick in die Einstellungen, um die Sprache zu ändern.

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Bei den weiteren Einstellungen fällt schnell auf, das hier mehr Fokus auf Nutzerfreundlichkeit liegt als bei XBMC. Dafür muss man sich aber auch mit weniger Optionen zufrieden geben.

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Wenn man nun eine seiner Medienbibliotheken öffnet, zeigt Plex die Cover der einzelnen Titel, sowie jede Menge Meta-Informationen, wie Schauspieler, Regisseur, Auflösung und Audiocodec. Das Abspielen der Titel ist auch denkbar einfach über ein kleines Play-Zeichen realisiert.

Die größte Stärke von Plex ist die Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Geräten. Plex präsentiert sich hier eher wie eine komplette Lösung fürs Wohnzimmer und Unterwegs, während XBMC eher auf einem Einzelgerät funktioniert. Das liegt vor allem an der Trennung zwischen Front-End und Back-End, die es erlaubt auf mobilen Geräten auch mit kleiner Software seine Medien zu genießen. Dabei ist es sogar möglich den Stream auf einem Gerät zu pausieren und auf dem nächsten an der exakten Stelle wieder aufzugreifen. Damit es zu keinen Format-Schwierigkeiten kommt, transcodiert Plex die über den Server gestreamten Medien auch in ein für das Endgerät passendes Dateiformat.

Fazit

Beide Programme sind mächtige Helfer wenn es darum geht große Datenmengen an Medien ansprechend zu organisieren und abzuspielen. Trotzdem unterscheiden sich beide Lösungen, obwohl sie als identischer Quellcode begannen, deutlich voneinander. XBMC ist definitiv das flexiblere System, mit so vielen Einstellungsmöglichkeiten, das man selbst ein Jahr nach der ersten Einrichtung noch neue Plugins oder Einstellungen finden kann. Plex ist da deutlich schlanker und versucht eine einheitliche Lösung für alle Bildschirme im Haushalt zu bieten. Welches Programm man letztlich verwendet hängt zum größten Teil von den persönlichen Präferenzen und dem Einsatzort ab. Wer eine gut durchdachte Lösung für seinen HTPC zu Hause sucht, ist mit XBMC sehr gut beraten. Wer auch mal gern von Unterwegs übers Handy, Tablet oder Notebook auf seine Medien zugreifen möchte, sollte eher zu Plex greifen.