WhatsApp wird von Facebook übernommen

Seit Mittwoch Abend ist es offiziell: Facebook übernimmt den Nachrichtendienst WhatsApp. Mark Zuckerberg gab dazu eine Stellungnahme auf Facebook ab, in der er über die zukünftige Partnerschaft philosophiert. Demnach soll WhatsApp zunächst komplett eigenständig arbeiten, da sich der Facebook-Chat und der Kurznachrichtendienst doch deutlich unterscheiden.

450 Millionen Menschen sind mittlerweile bei WhatsApp angemeldet. Diese große Kundenbasis wollte sich Facebook nicht entgehen lassen und bot dem Gründer Jan Koum 16 Milliarden US-Dollar für sein Unternehmen. 4 Milliarden davon in bar, sowie 12 Milliarden in Facebook-Aktien. In vier Jahren kommen auch noch weitere drei Milliarden Dollar hinzu. Damit ist WhatsApp die teuerste Start-Up Übernahme aller Zeiten. Etwa 42 Dollar zahlt Facebook für jeden einzelnen Nutzer. Das ist bei einer App mit Jahresumsatz von höchstens 89 Cent schon ziemlich hoch, aber vor allem durch das extreme Wachstum von WhatsApp zu erklären. Jeden Tag melden sich etwa 1 Millionen neue Nutzer an. Zum Vergleich: Der Foto-Dienst Instagram kostete Facebook im April 2012 lediglich eine Milliarde.

Der Aufschrei ist groß

Doch nicht alle Nutzer sind mit der WhatsApp Übernahme glücklich. Im Internet häufen sich die Stimmen derer, die befürchten unter der neuen Schirmherrschaft von Facebook wären noch mehr ihrer persönlichen Daten in Gefahr. Dabei hatte WhatsApp schon vor der Übernahme teilweise erhebliche Sicherheitsprobleme. Monatelang gab es Sicherheitslücken und unverschlüsselte Nachrichten. Auch das Adressbuch der Nutzer wird ungefragt auf die Server der Firma hochgeladen. Trotzdem konnte sich WhatsApp durch seine einfache Oberfläche und Bedienung gegen viele Mitbewerber durchsetzen.

Facebook hingegen hat seine mobile Strategie deutlich verschlafen. Erst viel zu spät versuchte man sich mit Apps wie Messenger, Poke oder Paper am Markt durchzusetzen. Doch die Nutzer waren eher zögerlich umzusteigen. Deshalb geht Facebook jetzt den Weg über sein Kapital und legt sich einfach eine große Nutzerbasis zu.

Google wollte auch

Auch Google war an einer Übernahme von WhatsApp interessiert. Vor rund einem Jahr verbreitete sich die Meldung, Google hätte 1 Milliarde Dollar für den Messenger geboten. Diese Zahl ging dann über die Monate weiter nach oben und erreichte schließlich 10 Milliarden. Doch WhatsApp schlug die Angebote aus. The Information berichtet, dass Google auch das Angebot von Facebook in letzter Sekunde noch überboten hat. Google wollte den Nachrichtendienst ebenfalls unabhängig betreiben und gelegentlich mit Finanzspritzen versorgen, damit er weiter in Konkurrenz zu Facebook steht. WhatsApp CEO Jan Koum entschied sich trotzdem für eine Kooperation Facebook, weil er sich hier eine bessere Zukunft verspricht.

Alternativen

Wegen der neuen Eigentumsverhältnisse überlegen sich viele Nutzer jetzt auf einen der konkurrierenden Dienste umzusteigen. Doch welche gibt es überhaupt?

Threema

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Der wohl berühmteste Konkurrent heißt Threema und kommt aus der Schweiz. Vor allem die Peer-to-Peer-Verschlüsselung macht den Dienst für viele interessant. Außerdem gibt die App über eine kleine Farbanzeige die Vertrauenswürdigkeit der Kontakte an. In Sachen Sicherheit ist Threema WhatsApp also um einiges voraus, allerdings kostet die App 1,60€ für Android bzw. 1,79€ für iOS.

 

hike

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Eine kostenlose Alternative ist zum Beispiel hike. Genau wie WhatsApp durchsucht hike automatisch die Kontakte nach Freunden, die den Dienst auch benutzen. Von den Chatfunktionen her steht hike seinen Konkurrenten in nichts nach. Sticker und jede Menge Emoticons bringen oft Farbe und Humor in die Gespräche. Die App ist sowohl für Android als auch für iOS erhältlich.

Viber

Viber

Viber ist nicht nur eine Messaging-App, sondern erlaubt auch kostenlose Telefonate zu allen Viber-Nutzern. Dabei fallen natürlich Internet-Verbindungskosten an, die aber bei den meisten Verträgen bis zu einem bestimmten Volumen kostenlos sind. 300 Millionen Nutzer hat Viber laut eigenen Angaben schon. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass erst vor kurzem der Besitzer gewechselt hat. Neuer Eigentümer ist der japanische Online-Händler Rakuten. Auch diese App ist für alle gängigen Betriebssysteme erhältlich, so auch für iOS und Android.

LINE

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Eine andere Alternative aus Japan ist LINE. Ganz ähnlich wie bei Viber sind hier sowohl Nachrichten als auch Anrufe möglich. Dabei gibt es sogar die Möglichkeit zur Videotelefonie. Dazu gibt es noch eine Art soziales Netzwerk, wo man interessante Links und Statusmeldungen mit seinen Freunden teilen kann. LINE ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.

Telegram

telegram

Ein weiterer sehr vielversprechender Dienst ist Telegram. Auch hier liegt der Fokus eindeutig auf Sicherheit. Genutzt wird das MTProto Protokoll, das AES- und RSA 2048-Verschlüsselung einsetzt. Die Entwickler haben sogar einen 200,000$ Preis ausgelobt, wenn es gelingt Telegram Nachrichten zu entschlüsseln. Es gibt sogar eine Selbstzerstörungsfunktion für Nachrichten. Da es sich um ein nonprofit Produkt handelt, sind die Entwickler auch sehr unabhängig was zukünftige Entwicklungen angeht. Die App ist sowohl für Android als auch für iOS verfügbar.

Surespot

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Auch Surespot hat sich Sicherheit als oberstes Thema auf die Fahnen geschrieben. Peer-to-Peer-Verschlüsselung wird hier über 256 bit AES realisiert. Ansonsten sind die üblichen Chatfunktionen vorhanden, auch wenn das Layout etwas unübersichtlicher ist als WhatsApp oder Threema. Die App ist kostenlos im App-Store und bei Google Play erhältlich.